Am 24. März 1920 wird der aus Kirchen stammende Amtsgerichtsrat und spätere Landgerichtspräsident Otto Schneider zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Er bleibt bis zu seinem Tod im Amt. Am 13. Februar 1945 kommt er in seinem Geburtsort Kirchen bei einem Bombenangriff der Alliierten gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn ums Leben.
Otto Schneider übernimmt das Amt des Bezirksvorsitzenden 16 Monate nach der Gründung der Weimarer Republik und hat dieses Amt fast 25 Jahre inne. Er ist damit auch während der 12-jährigen Herrschaft der Nationalsozialisten Vorsitzender des Bezirks Siegerland und nennt sich in dieser Zeit Bezirksführer. Voraussetzung für diese Position war die Mitgliedschaft in der NSDAP. Aus dem Schriftwechsel dieser Jahre und seinen Reden während der SGV-Veranstaltungen ist die politische Gesinnung Schneiders eindeutig wahrnehmbar.
Im Siegerländer Heimatkalender, Jahrgang 1951, wird noch einmal an Landgerichtspräsident Otto Schneider erinnert. Wörtlich heißt es: Sein Lebensbild wäre nicht vollständig, würde nicht auch an seine Verdienste als Bezirksführer des Sauerländischen Gebirgsvereins gedacht. Als solcher hat er manches rechte Wort zur rechten Zeit gesprochen.
Personalentscheidungen im Bezirksvorstand waren im Vorhinein mit dem Zentralvorstand in Arnsberg abzustimmen und Personen, die nicht auch Parteimitglieder der NSDAP waren, wurden als ungeeignet angesehen.
Die Abschrift eines entsprechenden Fragebogens der Hauptgeschäftsstelle ist als Anlage 1 im Anhang zu dieser Chronik zu finden.
Die politischen Veränderungen nach dem 30. Januar 1933, dem Tag als Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, waren bereits in der ersten darauffolgenden Jahreshauptversammlung des Centralvereins am 10. Juni 1933 deutlich erkennbar. Diese Versammlung wurde von dem Stellvertretenden Vorsitzenden, Hugo Kracht, geleitet, weil der Hauptvorsitzende, Dr. Paul Schneider aus gesundheitlichen Gründen die Leitung nicht übernehmen konnte. Hugo Kracht verwies auf die Tatsache, dass dies die erste Hauptversammlung im neu erwachten Deutschland sei. Er hegte drei Wünsche für den SGV:
- dass der neue Geist in den Reihen immer mehr Platz ergreife
- dass tausende von Frauen und Männern sich die hohe Pflichterfüllung des greisen Reichspräsidenten (von Hindenburg) zum Vorbild nähmen
- sich die heilige Liebe des Reichskanzlers (Hitler) zu Heimat und Vaterland zum Vorbild zu nehmen
Unter Punkt 2 der Tagesordnung erfolgte dann die Wahl des neuen Hauptvorsitzenden. Dr. Paul Schneider stellte sich nicht mehr zur Wahl. Er betonte als scheidender Vorsitzender, dass er froh sei, in dem Arnsberger Regierungsvizepräsidenten, Karl Eugen Dellenbusch, einen geeigneten Nachfolger gefunden zu haben. Dr. Paul Schneider forderte die Hauptversammlung auf, einstimmig und ohne Aussprache, diese Wahl zu bestätigen. So geschah es und der neue SGV-Führer war bestellt!
Alle weiteren Mitglieder des Hauptvorstandes wurden im September 1933 bzw. im darauffolgenden Jahr von Dellenbusch ernannt. Sie wurden nicht von einer Hauptversammlung gewählt. Karl Eugen Dellenbusch war überzeugter Nationalsozialist, dies heute als SGV wegretuschieren zu wollen, wäre ganz sicher falsch. Auf den meisten offiziellen Fotos des SGV trägt er die Parteiuniform der NSDAP.
Dellenbusch und der Führer des SGV Bezirks Siegerland, Otto Schneider, waren ganz ohne Zweifel Brüder im Geiste. Schneiders Rede zum Heldengedenktag kann im Sauerländischen Gebirgsboten, Nov. 1935, im Wortlaut nachgelesen werden. In der Amtszeit von Dellenbusch wurde im Hauptvorstand, aber auch im Bezirk Siegerland, das Amt des Dietwarts eingeführt. Dieser war für die Überwachung der richtigen Gesinnung zuständig.